Bevor man auf das ABC-Verfahren genauer eingeht ist das Verständnis des traditionellen Kostenrechnungsprozedere erforderlich.
Das Vorgehen der traditionellen Kostenrechnung impliziert die Zuordnung der indirekten Kosten zu den Produkten in
zwei unterschiedlichen Schritten: Im ersten Schritt werden die indirekten Kosten der einzelnen Produktionsabteilungen
identifiziert, während im zweiten die kumulierten indirekten Kosten der verschiedenen Produktionsabteilungen zu den einzelnen
Produkten nach im voraus bestimmten Verrechnungsregeln zugeordnet werden.88
Abbildung 6 gelte als Beispiel.
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Abb. 6: Das zweistufige Allokationssystem der traditionellen Kostenrechnung.89
Alle traditionellen Verfahren zur Berechnung der indirekten Kosten basieren auf dem Produktionsvolumen, das wiederum eine
direkte Funktion der direkten Personalarbeitsstunden, der direkten Lohn- und Gehaltskosten und der Maschinenarbeitsstunden ist.
Wären die indirekten Kosten direkt von dem Produktionsvolumen abhängig, würden sie mit den traditionellen
Verfahren exakt zu den Produkten zugeordnet. Wenn hingegen die indirekten Kosten vielmehr von anderen Faktoren
als vom Output bestimmt werden, führt die traditionelle Kostenrechnung zu Verzerrungen.90
Auch das ABC-Grundkonzept entspricht einem zweistufigen Verfahren. In der ersten Stufe werden alle
Ressourcenkosten zu den Produktions- und Geschäftsprozessen, auch Aktivitätszentren genannt, zugeordnet.
Beispiele für Produktionsprozesse sind der Druck, die Montage, usw.; Geschäftsprozesse stellen hingegen der Vertrieb,
das Marketing, usw. dar. Im Gegensatz zur ersten Stufe, die sich nicht viel vom traditionellen Vorgehen unterscheidet,
ist die zweite Stufe ein besonderes Merkmal des ABC.
Hier werden die zu den Aktivitätszentre zugerechneten Kosten zu den Produkten oder Kunden auf Basis ihren Aktivitätsverbrauches
zugeordnet. 91
Abbildung 7 illustriert diese Sachverhalte anhand eines Beispiels.
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Abb. 7: ABC-Allokationssystem.92
88Vgl. Atkinson/Banker/Kaplan/Young (1997), S. 278-279.
89Angelehnt an: Atkinson/Banker/Kaplan/Young (1997), S. 279.
90Vgl. Kennedy (1996).
91Vgl. O'Guin (1991), S. 41-42.
92Angelehnt an: O'Guin (1991), S. 42; Cooper/Kaplan (1998), S. 116.