3 Theoretisches Modell zur Analyse des Outsourcing der Beschaffung
3.2 Activity Based Costing
Obwohl die Grundelemente und -mechanismen des Activity Based Costing (ABC) seit Jahrzehnten existieren,
hat sich dieses Konzept nur in den letzten Jahren so entwickelt, dass es heute einen der wichtigsten
Kostenrechnungsansätze darstellt.75
75Vgl. Hicks (1992).
3.2.1 Historische Entwicklung des ABC
Schon 1908 bemerkte Hamilton Church die Zunahme der indirekten Kosten und wies auf die Notwendigkeit hin, die allgemeinen
Unkosten zu den einzelnen Produkten zuzurechnen.76
In den 20er und 30er Jahren wendeten viele Unternehmen die Prinzipien des ABC aufgrund der gestiegenen Ausgaben für Werbung,
Promotion und Vertrieb an. Nach dem zweiten Weltkrieg stabilisierte sich die amerikanische Wirtschaft und die Vertriebskosten
spielten eine untergeordnete Rolle. Hohe Produktvolumen und niedrige Produktvarietät führten zur Anwendung der
traditionellen Kostenrechnungssysteme und das ABC wurde bis zu den 60er Jahren außer acht gelassen. 77
Erst in den 60er Jahren führten die General Electric (GE)-Buchhalter das Wort "Activity" ein, um Unkosten verursachende
Arbeitsgänge zu beschreiben. Da GE tausende Produkte hatte, zu denen wenige direkte Kosten und viele Gemeinkosten zugerechnet
wurden, erfand es ein auf Aktivitäten basierendes System zur Kostenidentifizierung. 78
Jedoch dauerte es noch 15 Jahre, bis das ABC in die aktuelle Form entwickelt wurde. In den 70er und 80er Jahren nahm die
industrielle Überlegenheit der Vereinigten Staaten ab. Anfang der 80er führten neue Herausforderungen zur Notwendigkeit,
passendere Verfahren zur Berechnung der Kosteninformationen anzuwenden. Dazu dienten die Beiträge vieler Akademiemitglieder,
Praktiker und Organisationen.
Darunter zählen Robert Kaplan, Rubin Cooper, Thomas Johnson und Peter Turney, sowie das "Consortium of Advanced Manufacturers
International" (CAM-I), das "Institute of Management Accountants" (IMA) und das "Society of
Management Accountants to Canada" (SMCA).79
Robert Kaplan behauptete, dass das damalige Kostenrechnungs- und Kontrollverfahren die Produktionskosten verzerrte und die
entscheidenden nichtfinanziellen Daten nicht vorzeigte, die für effiziente und effektive Betriebe in einer neuen Wettbewerbsumwelt
erforderlich seien.80
Heute ist ABC in der westlichen Welt81
ein wichtiger entscheidungsunterstützender Ansatz geworden. 82
76Vgl. Harrison/Sullivan (1996).
77Vgl. Harrison/Sullivan (1996).
78Vgl. Harrison/Sullivan (1996).
79Vgl. Hicks (1999).
80Vgl. Kaplan (1984), S. 95.
81Im Gegensatz z.B. zu Japan: Vgl. Harrison (1998), S. 7.
82Vgl. Cooper/Kaplan (1991), S. 131.
3.2.2 Definitionen und Gründe für ABC
Insbesondere zwei Definitionen helfen beim Verständnis des ABC-Ansatzes:
Liggett, Trevino und Lavelle. behaupten Folgendes: "Gewisse Aktivitäten werden für die Produkterstellung ausgeführt.
Diese Aktivitäten verbrauchen Unternehmensressourcen und verursachen daher Kosten. Die Produktion verbraucht Aktivitäten.
Durch Bestimmung der für eine Aktivität verbrauchten Ressourcenmenge (und der daraus resultierenden Kosten) und der für
die Erstellung eines Produktes verbrauchten Aktivitätsmenge ist eine direkte Zurechnung der Produktionskosten zu den
Produkten möglich." 83
CAM-I definiert ABC als Methode zur Identifizierung des kausalen Zusammenhangs zwischen Kostentreiber und Kostenaktivitäten
durch Messung der Kosten der prozessbezogenen Aktivitäten und der Kostenobjekte. 84
Aus diesen Definitionen kann man den Grund ableiten, weshalb das ABC erforderlich ist.
Die Produktionskosten bestehen direkt aus Material- und Personalkosten. In der heutigen Umwelt betragen jedoch die Personalkosten
nur 5% bis 15% und die Materialkosten 45% bis 55% der gesamten Kosten.
Die indirekten Kosten betragen somit 30% bis 50%.85
In diesem Kontext, in dem die indirekten Kosten einen grossen Teil der gesamten Produktionskosten und die Kostentreiber nicht nur
Produktionsvolumina sondern vielmehr andere Faktoren darstellen, ermöglicht das ABC im Vergleich zu den traditionellen
Kostenrechnungskonzepten die direkte Zuordnung der meisten Kosten zu den Produkten.
Deshalb ist der ABC-Ansatz präziser als die traditionellen Ansätze. 86
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