3 Theoretisches Modell zur Analyse des Outsourcing der Beschaffung

3.1.5 Empirischer Bewährungsgrad

Zahlreiche Studien über die Transaktionskostentheorie zeigen die vielfachen Anwendungsbereiche, in denen ihr empirischer Bewährungsgrad überprüft werden kann.
Im Prinzip kann die Transaktionskostentheorie für jedes Problem, das direkt oder indirekt als Vertragssituation formuliert werden kann, in Betracht gezogen werden.61
Die älteste und häufigste Anwendung im betriebswirtschaftlichen Bereich bezieht sich auf die Make-or-Buy Entscheidung und auf die vertikale Integration. 62
Dabei unterscheidet man zwischen Rückwärtsintegration - die der internen Aufnahme von Produkten oder Dienstleistungen aus vorgelagerten Produktionsstufen entspricht - und Vorwärtsintegration, unter der man die Aufnahme von Produkten oder Dienstleistungen aus nachgelagerten Absatzstufen (z.B. Distribution) versteht. 63
Im Folgenden werden wichtige damit verbundene Studien aufgelistet, wobei kein Anspruch auf Vollständigkeit besteht.
Monteverde und Teece liefern eine Kernstudie über die Rückwärtsintegration mit der Anwendung der Transaktionskostentheorie auf die Make-or-Buy Entscheidung für Montagekomponenten von zwei Unternehmen in der amerikanischen Automobilindustrie.64
Ihre Ermittlung bezieht sich auf 133 Komponenten und ergibt ein positives Verhältnis zwischen spezifischen Investitionen und unternehmensinterner Produktion. 65
Auch Masten, Meehan und Snyder sowie Walker und Weber analysieren die Erlangung der Komponenten für die Automobilindustrie der Vereinigten Staaten. Bei den 118 untersuchten Komponenten zeigen die ersten, dass nur die humanspezifischen Investitionen ein positives Verhältnis zum Prozentsatz der intern produzierten Teile besitzen.66
Die zweiten ermitteln die Make-or-Buy Entscheidung in einem grossen Automobilhersteller. Laut ihrem Ergebnis wird sie von der Stärke des Konkurrenzdrucks und der Unsicherheit beeinflusst. 67
Weiterhin beschäftigen sich Levy, Lieberman, Masten und Masten, Meehan und Snyder mit der Make-or-Buy Entscheidung für Produktionsinputs. Levy untersucht 69 Fabriken aus 37 Industriebereichen.
Nach seiner Ermittlung sind die Firmen mit höherem Ausmaß an spezifischen Investitionen unter Unsicherheit vertikal integrierter. 68
Lieberman betrachtet 203 amerikanische Hersteller von Chemieprodukten. Sie suchen die vertikale Integration, um die aus spezifischen Investitionen folgende Abhängigkeit zu vermeiden, wobei die Integrationswahrscheinlichkeit bei höheren Inputkosten zunimmt. 69
Masten analysiert 1887 Komponente eines Raumfahrtsystems. Die Teile, die hohe spezifische Investitionen unter Unsicherheit erfordern, werden mit höherer Wahrscheinlichkeit intern produziert. 70
1989 untersuchen Masten, Meehan und Snyder 74 Teile für die Herstellung eines Schiffes.
Ihr Ergebnis lautet, dass spezifische Investitionen und Unsicherheit in positivem Verhältnis zu der Eigenherstellung dieser Teile stehen, obwohl dieser Effekt hauptsächlich aufgrund der Reduzierung der internen Organisationskosten zustande kommt. 71
Diese Beispiele geben einen Überblick über die Anwendung der Transaktionskostentheorie im Produktionsbereich. Im Logistikbereich, der im Rahmen dieser Arbeit zutreffender ist, hat Matz zwei interessante Studien durchgeführt.
In der ersten werden 138 Spediteure unter die Lupe genommen, um die Frage zu beantworten, ob spezifische Investitionen, Unsicherheit und Transaktionshäufigkeit die Transportfunktionen beeinflussen. Die Schlussfolgerung ist, dass nur humanspezifische Investitionen ein positives Verhältnis zur Verwendung eigener Spediteure haben.72
Bei den 147 untersuchten Fabriken seiner zweiten Studie ergibt sich ein negatives Verhältnis zwischen spezifischen Investitionen und Wahrscheinlichkeit des Outsourcing von Lagerfunktionen, während die Transaktionshäufigkeit im positiven Verhältnis dazu steht. 73
Aus dieser Liste kann der Leser den empirischen Bewährungsgrad der Transaktionskostentheorie selbst bestimmen. Der Autor weist anschließend auf die Worte von Williamson hin: "Um sicher zu sein, wird die Transaktionskostentheorie, wie alles andere, von mehr und besserer empirischer Arbeit profitieren. Jedoch zögere ich nicht, zu behaupten, dass die Transaktionskostentheorie eine empirisch erfolgreiche Theorie ist."74


61Vgl. Williamson (1985), S. ix.
62Vgl. Rindfleisch/Heide (1997), S. 32.
63Vgl. Steinmann/Schreyögg (1993), S. 31.
64Vgl. Rindfleisch/Heide (1997), S. 32.
65Vgl. Monteverde/Teece (1982).
66Vgl. Masten/Meehan/Snyder (1989).
67Vgl. Walker/Weber (1984) und Walker/Weber (1987).
68Vgl. Levy (1985).
69Vgl. Lieberman (1991).
70Vgl. Masten (1984).
71Vgl. Masten/Meehan/Snyder (1991).
72Vgl. Maltz (1993).
73Vgl. Maltz (1994).
74Williamson (1999), S. 1092.


 


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