5 Zusammenfassung und Ausblick

5.1 Zusammenfassung und abschließende Bemerkungen

Das Forschungsgebiet der Softwarearchitektur gewinnt zunehmend an Bedeutung. Das systematische Strukturieren muss bereits in der Planungsphase tief verankert werden, um später Fehler zu reduzieren, die Wartung zu verbessern und Softwareteile wiederverwenden zu können, denn „Durch eine Softwarearchitektur wird nicht nur die Struktur des zu entwickelnden Softwaresystems festgelegt, auch Möglichkeiten der arbeitsteiligen Entwicklung und damit die Struktur eines Entwicklungsprojektes sind in der Architektur angelegt.
Die Schnittstellen der wichtigsten Komponenten sind wesentliche Elemente der gemeinsamen Sprache der Projektmitglieder. Somit hat die Softwarearchitektur einen großen Einfluss auf das Vorgehen im Entwicklungsprojekt.“183
Hier haben sich komponentenbasierte Architekturen und Systemfamilien durchgesetzt, die basierend auf Vorgehensweisen reifer Technologien der Automobilbranche weg von monolithen Strukturen sich aus einem Baukastensystem flexibel und wiederverwendend bedienen.184
Diese Arbeit hat einen repräsentativen Querschnitt durch die Thematik der Systemfamilien gegeben. Moderne Systeme bedürfen nicht nur einer neuen grundlegenden Architektur, sondern auch einer durchgängigen methodischen Unterstützung durch angepasste Vorgehensweisen, Konzepte, Methoden und Designprinzipien, um Software erfolgreich entwickeln zu können, die Time-To-Market Zeit zu senken, Kosten zu reduzieren und die Softwarequalität für den Kunden zu erhöhen.185
In dieser Diplomarbeit wurde dazu in die für eine Beispielimplementierung nötige Domäne von Digitalfernsehen und entsprechender Opensource-Software, sowie Live-CDs und Systemfamilien eingeführt. Der Hauptteil der Arbeit lag in der Untersuchung der Konfigurationsmöglichkeiten entlang des Softwareentwicklungsprozesses von Systemfamilien.
Dazu wurden bestimmte hier angewendete Paradigmen, Konzepte und Architekturen in den verschiedenen Phasen vorgestellt, ihre Vor- und Nachteile beschrieben und Strategien des Konfigurationsmanagements im laufenden Betriebssystem analysiert. Hierzu wurde in der Zusammenfassung eine Tabelle entwickelt, die die einzelnen Themen anhand der Softwarequalitätskriterien aufgrund ihrer speziellen Ausgestaltung bewertet. Jedoch muss hier berücksichtigt werden, dass eine grundlegende Wertung nicht möglich und nicht nötig ist, da Konzepte projektspezifisch ausgewählt werden müssen und sich gegenseitig bedingen. Anhand der Analyseergebnisse wurde ein Vorgehen für das Konfigurationsmanagement der Demo-CD im anschließenden Kapitel 4 entwickelt.
In einer Zusammenführung von Digitalfernsehen, Live-CD, Opensource-Software und Systemfamilienentwicklung wurde im 4. Kapitel eine bestehende, an der TU Ilmenau entwickelte Live-CD, die eine webbasierte Kundenkonfiguration der VDR-Software für Digitalfernsehen bietet, vorgestellt, und Vorschläge anhand der Analyseergebnisse von Kapitel 3 gegeben, um im Sinne der Systemfamilienentwicklung die Softwarequalität mit Hilfe der beschriebenen Konzepte zu erhöhen.
Ebenso wurde hier die Weboberfläche analysiert und Vorschläge anhand der Software-Ergonomie für ein optimiertes Nutzerinterface gegeben.
Die VDR-Software ist dabei ein innovativer Stellvertreter von Pluginarchitekturen, die sich einfach und flexibel an sich ändernde Anforderungen anpassen lassen.
In der multimedialen Welt ist dies ein entscheidender Wettbewerbsfaktor, denn das Schlüsselwort der heutigen Softwareentwicklung ist dabei die Wiederverwendung. Sie entscheidet maßgeblich über den Kostenfaktor von Projekten und verbessert die Aufgabenverteilung in Softwareprojektteams. Mit dieser Arbeit konnte gezeigt werden, auf welchem Stand sich die Entwicklung der generativen Softwareentwicklung befindet, was sie momentan durch die Methodenunterstützung leisten kann und inwiefern sie sich realisieren lässt.

5.2 Ausblick

Die Entwicklung von Komponentenarchitekturen, Systemfamilien und deren generativen Ableitung stecken noch in den Kinderschuhen, werden aber von der Industrie stark forciert. Die Befürworter sind der Meinung: „dass in näherer Zukunft die konventionelle Softwareentwicklung durch die generative ersetzt wird“186
Das Problem hierbei ist der immense Aufwand der dahinter steckt. Die Entwicklung von Software anhand ausführlicher Modellerstellung von Anforderungen und Spezifikationen auf hoher Abstraktionsebene vor der Implementierung gehört bei großen Softwareherstellern bereits zum Stand der Technik. So kann man durch die Generierung von Systemfamilien schneller Qualitätsziele erreichen.
Für kleine Projekte oder kleinere Unternehmen ist jedoch fraglich, ob sich der Aufwand auf der einen Seite lohnt, da auf der anderen Seite die Komplexität des Themas noch keine vollständige Automatisierung zulässt. So gibt es gegen die generative Softwareentwicklung noch einige Hemmschwellen zu überwinden. Deswegen wurden eine Vielzahl von Förder- und Forschungsprojekten z.B. vom Fraunhofer IESE zum Thema der automatischen Generierung ins Leben gerufen186.
Das automatische Ableiten wird, wenn auch nicht ersetzen, die konventionelle Softwareerstellung jedoch erheblich ergänzen können, da die Vorteile immens sind. Das Wissen von bereits bestehenden Architekturen wird systematisch gesammelt und weitergenutzt, Wiederverwendung wird forciert und die Wartung, Pflege und Fehlerbehebung von solchen zukünftigen Systemen wird wesentlich reduziert sein.
Zudem werden Kundenanforderungen wie Kundennutzen immens steigen. Komponentenbasierte Systeme sind bereits heute sehr beliebt, der große Erfolg von solchen Plattformen wie z.B. Eclipse oder die VDRSoftware zeigt dies.188
So soll diese Diplomarbeit mit den Worten von Krzysztof Czarnecki schließen: „The advancing technology will make it easier to package expert knowledge such that it will be possible to reuse it in a wider set of contexts, overcoming technological and domain differences.
This will lead to more automation, more specialization, and will enable new kinds of applications. But there is still a long way to go“.189


 


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