Da die Definition von Transaktion schon oben erläutert wurde, geht dieser Abschnitt nun auf ihre Eigenschaften ein, die nach
Williamson die Höhe der für die Abwicklung und Organisation einer Austauschbeziehung entstehenden Kosten beeinflussen.26
Dies sind die folgenden drei Dimensionen:
- Transaktionsspezifische Investitionen: Diese Dimension bezieht sich auf die Investitionen, die nicht ohne produktiven
Wertverlust für alternative Zwecke verwendet werden können.27
Also stellen transaktionsspezifische Investitionen das Ausmaß dar,
in dem die Transaktionspartner zur Erstellung eines auszutauschenden Gutes oder einer Dienstleistung auf spezialisierte
Inputfaktoren zurückgreifen. "Williamson (1991) unterscheidet ohne Anspruch auf Vollständigkeit sechs Formen
transaktionsspezifischer Investitionen: (1) standortspezifische Investitionen (z.B. der Bau eines Zuliefererwerks in unmittelbarer
Nähe eines Abnehmerwerks, um Transport- und Lagerkosten zu sparen); (2) anlagenspezifische Investitionen (z.B. Maschinen zur
Erstellung von Pressformen, die nur für die Erstellung eines spezifischen Produktes eingesetzt werden können);
(3) Investitionen in spezifisches Humankapital (z.B. das Erlernen wenig standardisierter, unternehmensspezifischer
Planungsverfahren); (4) abnehmerspezifische Investitionen (Kapazitätserweiterungen, die nur für die Bedienung der Aufträge eines
Kunden vorgenommen werden); (5) Investitionen in die Reputation (z.B. Aufbau eines Markennamens); und (6) terminspezifische
Investitionen in zeitlich nur begrenzt absetzbare oder nutzbringende Güter und Leistungen (z.B. Saisonware oder Güter und
Leistungen für die Just-in-Time Produktion)."28
Mit solchen Investitionen lassen sich in der Regel Produktionskostenersparnisse
aufgrund von Spezialisierungsvorteilen realisieren. Auf der anderen Seite führen transaktionsspezifische Investitionen zu einer
besonderen Abhängigkeit zwischen den Transaktionspartnern sowie zu zusätzlichen vertraglichen Gefahren und verursachen damit
höhere Transaktionskosten in allen Organisationsformen.29
Der Transaktionspartner kann nur unter Inkaufnahme schlechterer Bedingungen gewechselt werden. Dies erhöht die Opportunitätskosten der Auflösung der Beziehung, da die Inputfaktoren auf
die Erstellung ganz bestimmter Güter oder Dienstleistungen zugeschnitten sind, in anderen Verwendungen dagegen einen sehr
viel geringeren Wert besitzen. Deswegen haben die Transaktionspartner ein höheres Interesse an einer dauerhaften
Austauschbeziehung.30
Andere negative Aspekt lassen sich zeigen. Der Konkurrenzdruck ist niedriger, während die Gefahr des opportunistischen Verhaltens
höher ist. Die Möglichkeit für die Transaktionspartner, die Austauschbedingungen einseitig zu ihren Gunsten zu verändern,
führt zum nachträglichen Feilschen um Vertragsbedingungen oder zu mit der Interpretation und Erfüllung der vertraglichen
Vereinbarungen auftretenden Konflikten, die Ex post-Transaktionskosten verursachen.
"Die Vereinbarung und Anwendung institutioneller Regelungen, die opportunistisches Verhalten verhindern oder einschränken sollen,
verursachen gleichfalls Transaktionskosten.
Diese steigen daher c.p. mit zunehmendem Ausmaß transaktionsspezifischer Investitionen.
Bei Einsatz unspezifischer Inputfaktoren hingegen entstehen diese aus opportunistischem Verhalten und dessen Bewältigung
resultierenden Transaktionskosten nicht."31
- Unsicherheit: Auch die mit einer Transaktion verbundene Unsicherheit beeinflusst die Kosten.
Da mit zunehmender Unsicherheit von den Transaktionspartnern mehr Kontingenzen und Eventualitäten der Austauschbeziehung
berücksichtigt werden müssen, steigen die Ex ante-Informations-, Verhandlungs-, und Vertragskosten.
Genauso nehmen die Ex post-Transaktionskosten mit zunehmender Unsicherheit c.p. zu, da die der Austauschbeziehung zugrunde liegenden
Verträge aufgrund der begrenzten Rationalität der Transaktionspartner unvollständig sind.
"Denn wenn nicht alle Kontingenzen, die das jeweilige Kosten-Nutzenverhältnis der Transaktionspartner verändern könnten, ex ante
vollständig berücksichtigt werden können, dann wird es mit wachsender Unsicherheit immer wahrscheinlicher, dass einer der
Transaktionspartner oder gar beide im Verlauf der Austauschbeziehung daran interessiert sind, die Vertragskonditionen geänderten
Bedingungen anzupassen.
Für die Bewältigung dieser Anpassungen entstehen dann Ex post-Informations-, Verhandlungs-, Konflikt- und Vertragskosten."
32
Diese Effekte sind um so stärker, je mehr Koordination für die Anpassungen notwendig ist, d.h. je mehr transaktionsspezifische
Investitionen getätigt wurden.33
Bei geringen transaktionsspezifischen Investitionen ziehen hingegen die Transaktionspartner aus einer dauerhaften
Austauschbeziehung keine besonderen Vorteile und können die Transaktion ohne grössere Erlöseinbussen auch mit einem anderen
Transaktionspartner abwickeln.
"Opportunistisches Verhalten wird durch die Konkurrenz wirksam begrenzt." 34
Deswegen wird der Effekt von Unsicherheit durch die transaktionsspezifischen Investitionen und die daraus folgende bilaterale
Abhängigkeit bedingt.
Auf die Höhe der Produktionskosten übt eine Zunahme der Unsicherheit keinen unmittelbaren Einfluss aus.
- Häufigkeit: Die Transaktionspartner können identische Transaktionen mehrmals miteinander abwickeln.
Mit steigender Häufigkeit der Transaktion lassen sich c.p. sowohl Skalen- und Synergieeffekte, als auch Spezialisierungsvorteile
realisieren. Pro Transaktion sinken demnach Produktions- und Transaktionskosten mit zunehmender Häufigkeit der Transaktion selbst.
Die folgende Übersicht fasst die Kostenwirkungen der drei Transaktionsdimensionen zusammen.
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Tab. 2: Kostenwirkungen der drei Transaktionsdimensionen.36
26Vgl. Williamson (1985), S. 52 ff..
27Vgl. Williamson (1991), S. 281.
28Ebers/Gotsch (1995), S. 211-212.
29Vgl. Williamson (1991), S. 282.
30Vgl. Ebers/Gotsch (1995), S. 212.
31Ebers/Gotsch (1995), S. 212.
32Ebers/Gotsch (1995), S. 213.
33Vgl. Williamson (1991), S. 291.
34Ebers/Gotsch (1995), S. 213.
35Vgl. Ebers/Gotsch (1995), S. 213.
36Vgl. Ebers/Gotsch (1995), S. 214.