3 Konfigurationsmöglichkeiten von Software
Unter Linux gibt es keinen allgemeingültigen Weg wie er bei Microsoft Windows üblich ist,
da jede Entwicklergruppe eigene Ansichten und Ziele verfolgt. So ist jede Distribution anders
aufgebaut. Grundlage dieser Entwicklungen ist die Tatsache, dass der Linux Quellcode für
das freie Betriebssystem unter der GNU General Public License freigegeben ist, jeder darf es
verwenden, kopieren, weitergeben und verändern141.
Hier wird neben dem Kernel und den
Softwarepackages auch die grafische Oberfläche aus der Vielzahl der möglichen Varianten142
installiert; die einzelnen Bestandteile des Betriebssystems sind nicht wie bei Microsoft in ein
Komplettsystem eingebettet sondern modular verfügbar, und erklären so die Komplexität von
Linux143.
Bei der Oberfläche wird häufig GNOME, KDE, Fluxbox / Blackbox, Xfce 4 oder
eben nur die Konsole verwendet. Alle verfolgen ein anderes Konfigurationsschema.
Linux ist damit aber auch transparenter aufgebaut und in allen Bereichen vom Nutzer konfigurierbar.
Somit kann es von Experten leichter bedient und an die eigenen Ansprüche angepasst
werden. Vorkompilierte Datenpakete (RPMs) gibt es deswegen im Internet auf diversen
Seiten zum kostenlosen Download144.
Das System hat Vorteile gegenüber Microsoft Windows:
Es kann besser angepasst werden und Sicherheitslücken werden schneller entdeckt und
beseitigt. Der entscheidende Nachteil ist, dass Linux einer komplexeren Installation bedarf; es
sei denn man greift zu gängigen Distributionen wie z.B. Red Hat oder Debian, Suse Linux,
oder Mandrake145.
Die verschiedenen Distributionen verwenden dabei eigene Tools die bei
der Konfiguration helfen, inzwischen gibt es aber auch systemübergreifende Werkzeuge wie
z.B. Webmin146.
Einerseits sind sie in jedem Linux verwendbar, hinken aber eben der Entwicklung
hinterher, da sie jeder Anforderung gerecht werden wollen.
Für diese Arbeit wird die Distribution Suse Linux 9.2 verwendet. Um Konfigurationen an
diesem System vorzunehmen, werden der Systemsteuerung ähnliche Oberflächen von KDE
3.3 und YaST 2, die Kontrollzentren, verwendet.
Abbildung 13: YaST 2 - die Systemsteuerung für Suse Linux
Konfigurieren lässt sich Linux im Allgemeinen nach dem Leitsatz: ''Linux is made with one
thought in mind: Everything is a file.''147.
Dabei gibt es gravierende Unterschiede zu Microsoft
Windows wie z.B. die Dateisystemstruktur, die Benutzerrechte und der Betriebssystemaufbau.
Aufgrund der Vielzahl möglicher Konfigurationen in den verschiedenen Packages
gibt es viele Wege, die Einstellungen an einem Linuxsystem zu modifizieren. Auch andere
Anbieter folgen dem Beispiel von Suse und bieten benutzerfreundliche Oberflächen für das
Einstellungsmanagement an.
Alle Änderungen, die über diese Oberflächen vorgenommen werden und systemrelevant sind,
speichert Suse im Ordner etc/ im Verzeichnis sysconfig und überträgt die Konfigurationsdaten
in die entsprechenden einheitlichen Systemdateien. Die Daten werden dabei genauso formatiert
wie die Windows INI-Dateien: Schlüsselnamen für die Konfigurationsgruppe werden
von unverschlüsselten Anweisungen ergänzt148.
Als Beispiel sei hier die Konfigurationsdatei
der VDR-Software für die Sendekanäle dargestellt:
Abbildung 14: Konfiguration der VDR-Kanäle
Hinter der Konfiguration der Einstellungen unter Linux stecken aufgrund der unterschiedlichen
Entstehungsgeschichten gleich mehrere Möglichkeiten für das Konfigurationsmanagement
von Anwendungen und dem Betriebssystem selbst. Mit der Zeit haben sich einige Konventionen
entwickelt die von vielen Programmen benutzt werden. Ursprünglich werden reine
Textdateien verwendet, die sich allerdings in der Syntax erheblich unterscheiden.
Manche
Anwendungen verwenden in den zugehörigen Konfigurationsdateien wie unter Windows einfache
Zuweisungen der Form „Schlüsselname = Wert“, andere Anwendungen nutzen für die
Speicherung der Einstellungen eine C-ähnliche Syntax149.
Auch Mischungen zwischen verschiedenen
Stilen gibt es, so verwendet z.B. Apache eine Art Markup-Sprache, die in ihrer
Art einer Mischung aus HTML und herkömmlichen Wertzuweisungen ist.150
Andere Programme wie das hier verwendete Openoffice.org 1.1.4 verwenden das XMLFormat.
Dies hat den Vorteil, dass es von vielen leistungsfähigen Parsern unterstützt wird und
eine gängige Grundstruktur für Weiterentwicklungen und Änderungen bietet und sich für
Entwickler leichter lesen lässt. Die Desktop-Oberfläche GNOME schlägt ebenso einen zukunftsweisenden
Weg ein: Zur Speicherung der Konfiguration des Systems wird eine Art von
Registry-Datenbank verwendet.
Als Beispiele werden hier 3 verschiedene Strategien des Konfigurationsmanagements erläutet.
Für die grafische Oberfläche GNOME wurde ab der 2.0 Version eine Registry-ähnliche Datenbank
eingeführt, um Programmeinstellungen, Anwendungs- und Benutzereinstellungen
zentral zu verwalten. Die Datenbank GConf enthält aber gegenüber der Registry einige Verbesserungen:
„So kann die Bibliothek mit variablen Backends zum Speichern der Daten arbeiten,
was es neben der Verwendung des normalen XML-Formats ermöglicht, GConf-Daten in
einer Berkley-Datenbank zu sichern. Weiterhin kann ein Administrator systemweite Vorgabewerte
setzen -bei Bedarf sogar verbindliche. Zusammen mit einem LDAP-Backend wäre es
sogar möglich, mehrere Computer zentral über ein Netzwerk zu administrieren. Ein weiterer
Vorteil von Gconf ist, dass sich mehrere Programme, die auf dieselben Einstellungen zugreifen,
nicht in die Quere kommen, und dass alle Einstellungsänderungen sofort an die betroffenen
Programme gemeldet werden - sie treten ohne Verzögerung in Effekt. Damit die Einstellungen
nicht so kryptisch wie in der Registry werden, sind sie außerdem in Schemas dokumentiert.
Zum Editieren der GConf-Einstellungen enthält Garnome151 die frühe Version eines
grafischen GConf-Editors; ansonsten gibt es auch ein Kommando-Interface namens gconftool-
2.“152
Der Zugriff auf die Datenbank erfolgt mittels des Konfigurationseditors, in dem Standardund
Vorgabewerte bearbeitet werden können und nach z.B. den zuletzt genutzten Schlüsseln,
Werten und Beschreibungen gesucht werden kann.153
Für die Grundlage dieser Diplomarbeit wurde Suse Linux 9.2 installiert. Nutzern wird über
YaST 2, Suses Installations- und Konfigurationsprogramm154, das Konfigurieren erleichtert.
Die hier verwendete KDE 3.3-Oberfläche155 bietet ebenso eine Vielzahl an grafischen Menüs,
die die Einstellungen erleichtern und stark an die Systemsteuerung von Windows erinnern.
Beispielsweise kann die Optik der KDE-Kontrollleiste über einen Konfigurationsreiter geändert
werden, die Änderungen werden vom Programm in den entsprechenden Verzeichnissen
der Programme selbst oder im allgemeinen Verzeichnis /etc, häufig unter dem Dateikürzel
conf hinterlegt. Ein schöner Aspekt, der für Linux und einfache Textdateien spricht: Änderungen,
die über grafikbasierte Menüs erfolgen, können problemlos aufgefunden und nachvollzogen
werden:
Abbildung 15: Ansicht des KDE-Kontrollzentrums unter Suse Linux 9.2
Abbildung 16: Die dazugehörige Konfigurationsdatei für die Kontrollleiste
Das freie Office-Paket Openoffice.org geht ebenso wie das Datenbankformat von GNOME
einen modernen Weg, denn es speichert nicht nur seine Dokumente im XML-Format, sondern
nutzt XML genauso zur Hinterlegung seiner Einstellungen156.
Man hat sich dabei für das XML-Format entschieden, da ''XML ein Industrie-Standard ist,
und somit die beste Wahl für anwendungsspezifische Dokumententypen darstellt''157.
Beispielhaft
sei hier ein Auszug einer Openoffice.org-Konfigurationsdatei für ein Userprofil dargestellt:
Abbildung 17: Eine XML-Konfigurationsdatei für Openoffice.org
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