1 Einleitung
1.1 Problemstellung
In den letzten Jahren haben sich die Beschäftigungszahlen der verschiedenen Industrieunternehmensbereichen indirekt proportional
zueinander entwickelt: Während die Arbeiteranzahl gesunken ist, ist die Anzahl der Angestellten gestiegen.¹ "(...) Hinter dieser
Tendenz steckt eine Problematik, die die meisten Unternehmen zwar erkannt haben, aber nicht gegensteuern können.
Die Administrationsstruktur ist im Vergleich zur Produktion zu wenig modernisiert worden.
Beide verbrauchen Ressourcen aber im Gegensatz zu der Produktion, die einen Mehrwert für das Unternehmen schafft, mindert die
Verwaltung den Mehrwert. Jede Minderung des Mehrwertes ist ein Renditeverlust, der durch Rationalisierung der administrativen
Prozesse vermieden werden kann. Heute verfügen wir über die Mittel, die Verwaltungsaktivitäten effizient zu gestalten und
gleichzeitig ihre Kosten zu reduzieren. Diese Mittel sind die Informationsautomatisierung in den Bürotätigkeiten, und das
Outsourcing der Prozesse und insbesondere der Beschaffung, die den überwiegenden Anteil der administrativen Struktur darstellt."²
Die Notwendigkeit für Unternehmen, administrative Kosten zu sparen, ohne dass ihr Einkaufsmacht, ihr Know-how und die
Schnelligkeit ihrer Abläufe dadurch beeinträchtigt werden, führt zu der Fragestellung, ob die Beschaffungsaktivitäten nicht extern
durch einen spezialisierten Dienstleister besser und effizienter organisiert werden könnten.
Vielen Managern steht also das Problem einer Make-or-Buy Entscheidung auch im Beschaffungsbereich gegenüber.
Bisher war vor allem die Produktion von solchen Entscheidungsproblemen betroffen, heute machen sich Firmen auch über die
Gestaltung ihrer Beschaffungsstruktur Gedanken. Wenn z.B. die Mitarbeiter nicht ausgelastet sind, denkt man sofort an Personalabbau.
In Spitzenzeiten hingegen würde man gerne weitere Mitarbeiter einstellen, die jedoch geschult werden müssen und Zeit brauchen,
bis sie produktiv werden. Daher ist eine flexible Struktur auch in der Beschaffung wünschenswert.
Ob ein eventuell Outsourcing der zur Beschaffung gehörenden Leistungen und Produkte die ideale Lösung ist, soll in dieser
Arbeit untersucht werden.
Diese Analyse ist also für das Verständnis der möglichen Auswirkungen der Auslagerung der Beschaffung auf die unternehmerische
Kostenstruktur und für die Identifizierung der Vor- und Nachteile einer solchen Outsourcing-Entscheidung wichtig.
¹Vgl. Bundesanstalt für Arbeit (2003), Statistiken in: http://www.pub.arbeitsamt.de/hst/services/statistik/detail/b.html
²Marino V.: Interview, S. xx
1.2 Zielsetzung
Hauptziel der Arbeit ist die Analyse der bestehenden Beschaffungsaktivitäten und ihrer durch das Outsourcing alternativen Organisationsmöglichkeit sowie die konsequente Formulierung von Handlungsempfehlungen zur Organisation eines effizienten Beschaffungsprozesses. Zu diesem Zweck müssen folgende Punkte beachtet werden:
1.3 Vorgehensweise
Ausgangspunkt dieser Arbeit ist die traditionelle Struktur des Beschaffungsprozesses.
Zunächst geht Kapitel 2 auf die Definition und Abgrenzung der Begriffe "Einkauf" und "Beschaffung" ein. Nachdem die Akteure
und ihre Rolle im Einkaufs- und im Beschaffungsprozess vorgestellt wurden, werden die traditionellen Beschaffungsaktivitäten
betrachtet. Hierbei gilt als Referenzmodell ein Kunde der Unitec Deutschland GmbH - eines Versorgungsdienstleisters mit Sitz
in Gersthofen (Augsburg), dem viele Industrieunternehmen das Supply Chain Management und die Abwicklung des Beschaffungsprozesses
anvertrauen.
Kapitel 3 geht auf die theoretischen Ansätze (Transaktionskostentheorie und Activity Based Costing - Ansatz) ein, auf Basis
deren die Beurteilung der Beschaffungsorganisationsformen und die Formulierung von Verbesserungsvorschlägen erfolgt.
Nach der Erklärung der Transaktionskostentheorie, ihrer zentralen Begriffe und Annahmen sowie ihrer unhabhängigen und abhängigen
Variablen, wird der ABC-Ansatz vorgestellt. Dabei betrachtet man seine historische Entwicklung, seine Definitionen und Motive,
sowie den Vergleich mit dem traditionellen Costing-Verfahren. Vor einer kurzen Zusammenfassung, die Kapitel 3 abschließt, wird den
Übergang von den Konzepten der Produktions- und Transaktionskosten zum Gesamtkostenkonzept illustriert.
Kapitel 4 entspricht der Anwendung der Theorie auf die Praxis, wobei der in Kapitel 2 vorgestellten Kunde der Unitec Deutschland
GmbH als Referenzbeispiel für die Umsetzung des Outsourcing der Beschaffung gilt.
In einem ersten Schritt erfolgt die Darstellung der Beschaffung als Transaktion, danach werden die möglichen Beschaffungsformen mit
den unterschiedlichen institutionellen Arrangements verglichen, so dass das Outsourcing der Beschaffung aus
transaktionskostentheoretischer Sicht erklärt wird. Aus dem Kostenvergleich zwischen traditioneller und ausgelagerter Beschaffung
ergeben sich Handlungsempfehlungen für Unternehmen, die ihre Beschaffungsstruktur effizienter gestalten wollen.
Eine kritische Würdigung über die gesamte Arbeit findet im Kapitel 5 statt.
Kapitel 6 wirft abschließend einen Blick auf die zukünftige Entwicklung der Beschaffungsorganisation.
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